Das australische Orygen-Institut hat kürzlich eine sehr interessante Studie zur Wirksamkeit von Cannabidiol bei der Linderung von Angstsymptomen und zur Reduzierung der negativen Auswirkungen chronischer Angst auf die Lebensqualität junger Menschen veröffentlicht.
Im Rahmen der Cannabidiol Youth Anxiety Pilot Study, die von Professor Paul Amminger geleitet wurde, wurden 31 Personen mit einer diagnostizierten Angststörung untersucht. Über einen Zeitraum von etwa drei Monaten behandelten die Forschenden des Orygen-Instituts die Teilnehmenden mit Cannabidiol, um die therapeutische Wirkung von CBD auf Angstzustände bei jungen Menschen zu prüfen.
Am Ende der Untersuchung veröffentlichte Amminger die Ergebnisse und betonte, dass sich die Symptome nahezu halbiert hatten und sich die Lebensqualität der betroffenen Personen deutlich verbessert hatte.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass es sich hierbei um eine Pilotstudie handelt, die im Laufe der Zeit weiter vertieft werden muss, aber diese Ergebnisse sind bereits sehr ermutigend.
Cannabidiol und Angst bei jungen Menschen: die Pilotstudie
Das Orygen-Institut ist eine australische Einrichtung, die seit 2015 Regierungen und Unternehmen im Bereich der psychischen Gesundheit mit Analysen und Beratungen zu Gesundheitsdiensten unterstützt.
Die Pilotstudie zur Angst wurde aufgrund der hohen Prävalenz von Angststörungen in der jungen australischen Bevölkerung ins Leben gerufen: Etwa 31,5 % der Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren leiden unter Angst. Damit stellt diese Erkrankung die häufigste psychische Störung bei jungen Menschen dar.
Derzeit werden Angststörungen in der Regel mit Antidepressiva behandelt, die den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen sollen, aber nicht immer effektiv sind. Begleitend kommen kognitive Verhaltenstherapien zum Einsatz, doch auch sie zeigen nicht bei allen Betroffenen den gewünschten Erfolg. Nur 50 % der Behandelten profitieren von diesen Therapien, während der übrige Teil einen durchweg beeinträchtigten Lebensstil durch die Angst erlebt und zudem das Risiko hat, Abhängigkeiten oder Depressionen zu entwickeln.
Wie die Studie durchgeführt wurde
Die Teilnehmenden der Studie waren 12 bis 25 Jahre alt und wiesen eine therapieresistente Angststörung auf, die trotz mehrerer Sitzungen kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) nicht nachließ.
In der ersten Studienphase nahmen die Probandinnen und Probanden täglich eine Kapsel mit 200 mg Cannabidiol ein. Nach einer Woche wurde die Dosis auf 400 mg pro Tag verdoppelt.
In den darauffolgenden Wochen wurde die Dosis bei den Personen, die keine Verbesserungen zeigten, weiter gesteigert – jeweils um 200 mg pro Woche – bis zu 800 mg täglich.
Parallel zur Einnahme des CBD besuchten die Betroffenen wöchentliche CBT-Sitzungen.
Nach Ablauf von zwölf Wochen wurden die Teilnehmenden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, in dem eventuelle während der CBD-Therapie aufgetretene Symptome erfasst wurden.
Wie Cannabidiol zur Reduzierung von Angst eingesetzt wurde
Um zu verstehen, warum sich die Forschenden auf die Wirkung von Cannabidiol konzentrierten, ist ein kurzer Exkurs dazu notwendig, was Cannabidiol überhaupt ist.
Cannabidiol (auch als CBD bezeichnet) ist ein Phytocannabinoid, das aus der Cannabispflanze (Cannabis sativa) gewonnen wird. Es handelt sich um einen Inhaltsstoff ohne toxische oder berauschende Wirkung. Im Gegensatz zum Tetrahydrocannabinol (THC) verändert CBD weder das Bewusstsein noch das Denken. Zudem löst es keinen „Rausch“ aus und kann sogar die berauschenden Effekte des THC abschwächen.
CBD wird zur Herstellung von Lebensmitteln, Kosmetika, Extrakten und Salben verwendet. Eines der bekanntesten Produkte aus der Cannabispflanze ist CBD-Öl, das aufgrund seiner starken positiven Eigenschaften sehr geschätzt wird.
Die Pilotstudie zu CBD und Angst bei jungen Menschen wurde initiiert, weil diese Substanz keine wesentlichen Nebenwirkungen hervorruft und weder neurologische noch psychische Reaktionen klinischer Art begünstigt. Darüber hinaus ist Cannabidiol nicht abhängigkeitsfördernd, sondern kann im Gegenteil sogar bei der Bekämpfung bestehender Abhängigkeiten helfen.
In Australien ist die therapeutische Verwendung von Cannabidiol bereits zur Behandlung bestimmter Epilepsieformen, bei kognitiven Beeinträchtigungen und für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zugelassen.
Wie zeigt sich schwere Angst?
Menschen mit einer diagnostizierten Angststörung leben in einem Zustand großer Belastung, der ihren Alltag enorm beeinträchtigt. Angst äußert sich häufig durch Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Panikattacken, Atembeschwerden, Schwitzen, Zittern und ein Gefühl der Lähmung.
In der Regel wird Angst durch Sorgen oder Befürchtungen unterschiedlicher Intensität ausgelöst, die sich nicht mehr kontrollieren lassen.
CBD wirkt entkrampfend und beruhigend und kann somit effektiv gegen Angst helfen.
Die Ergebnisse der Studie zu Cannabidiol und Angst
Welche Ergebnisse brachte die Pilotstudie und wie kam man zu den Schlussfolgerungen?
Während der zwölfwöchigen Forschungsphase nahmen die Teilnehmenden parallel an einer psychotherapeutischen Behandlung teil. Am Ende der Studie wurde jedem Probanden ein Fragebogen ausgehändigt, der mögliche Nebenwirkungen während der Einnahme der Wirkstoffe untersuchte.
Aus der Studie ging hervor, dass CBD bei Personen, die auf andere Behandlungen nicht ansprachen, die Angst lindert. Seine Wirkung endet jedoch nicht dort.
Keine der teilnehmenden Personen klagte über Nebenwirkungen wie Panikattacken, Ängste, Depressionen oder Suizidgedanken. Lediglich eine leichte Abgeschlagenheit trat gelegentlich bei Dosiserhöhung auf.
Die Symptome wurden mithilfe zweier verschiedener Skalen überprüft:
- Eine Skala, die von den behandelnden Ärzten ausgefüllt wurde, zeigte eine Symptomreduktion von 50,7 %.
- Die andere Skala, die die Teilnehmenden selbst ausfüllten, ergab eine Verringerung um 42,6 %.
Neben der Angstreduktion verbesserte die CBD-Behandlung auch die Lebensqualität der Probandinnen und Probanden erheblich, indem sie die Intensität und Häufigkeit der Panikattacken verringerte. So konnten sie alltägliche Aktivitäten wie das eigenständige Verlassen des Hauses, den Schulbesuch oder das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel ausführen, ohne von Angst oder Panikattacken heimgesucht zu werden.
Dank der Behandlung war es ihnen zudem möglich, ein normales Sozialleben zu führen, beispielsweise Essen zu gehen oder an Treffen mit anderen Personen teilzunehmen – Aktivitäten, die Menschen mit Angststörungen sonst oft verwehrt bleiben.
Zukünftige Szenarien für den Einsatz von CBD gegen Angst bei jungen Menschen
Professor Amminger entschied sich dafür, die Wirksamkeit von CBD bei angstkranken Jugendlichen zu untersuchen, nachdem sich der Wirkstoff bereits bei Erwachsenen als wirksam bei der Reduktion von Angstsymptomen erwiesen hatte.
Die Forschenden waren von den Studienergebnissen beeindruckt, sind sich jedoch bewusst, dass eine Pilotstudie allein keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage darstellt, um die gewonnenen Erkenntnisse als gesichert anzusehen. Zudem könnte der beobachtete Effekt – angesichts der Unwirksamkeit anderer Behandlungen – ein Placeboeffekt sein, der noch eingehender untersucht werden muss.
Um die Grenzen der Pilotstudie zu überwinden, müsste der Probandenkreis auf etwa 200 bis 250 junge Teilnehmende ausgeweitet werden. Dennoch sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler optimistisch und hoffnungsvoll.